Juergen-go2go-045bisschen käsig rochen sie, das schon, aber das hat mich nicht gestört. der sommer war heiss, da gibt’s sowas dazu. schließlich waren sie cool, meine neuen ecco-sandalen, cool! – so wie ich. ich hatte beschlossen, zu fuß zu laufen, die ganze strecke von Hannover bis zum Bodensee. das war ganz schön mutig, finde ich, und ich ging tapfer los. doch leider war nach 33,5 kilometern der erste spaß vorbei. das schleppte sich nur so, die füße taten weh und zu guter letzt kriegte ich auch noch einen sonnenstich. der weg flimmerte vor meinen augen, von weitem konnte ich eine mauer sehen, ging darauf zu – und dann war’s schwarz. nur noch schwarz. als ich die augen wieder aufmachte, lag ich in einem kühlen zimmer in einem schmalen bett zwischen knisternden laken. gestärkt. Hoffmann’s wäschestärke war’s glaub ich. bei jeder bewegung – knister, knister. das machte mich so nervös, dass ich aus dem bett springen wollte, aber mir war total schwindlig, so dass ich meinen kopf schnell wieder in die kissen presste. die tür öffnete sich – das gibt’s nicht – dachte ich – eine nonne guckte herein und brachte mir ein großes glas wasser, das ich auf einen zug leerte. sie setzte sich auf die bettkante und fragte, was ich denn eigentlich vorhätte. klar, dass ich ihr alles erzählte, alles, und auch alles darüber, was ich auf früheren wanderungen schon erlebt hatte. sie knetete die ganze zeit an ihrem kleid herum oder gewand oder wie man das nennt. knetete und drehte den stoff zusammen und dann wieder zurück, sie machte mich grässlich nervös. schließlich begann sie auch noch, mit ihren komischen holzschuhen zu trampeln, immer so schön auf’n holzboden. hmhm, hmhm, hmhm sagte sie immer wieder zwischendurch. dann strich sie mir übers haar und sagte, jetzt solle ich mich erst mal richtig ausruhen. sie brachte ein käsebrot und einen kräutertee, der merkwürdig roch – für einen ruhigen schlaf, wisperte sie. dann am nächsten morgen stand ich auf, suchte meine ecco-sandalen, suchte meinen rucksack – WEG! alles weg! nur die komischen holzschuhe von der nonne standen vor meinem bett. barfuß lief ich aus dem zimmer, in die halle, wo viele nonnen beim kartoffelschälen saßen. sie schauten auf, hoben die zeigefinger an die münder und machten alle gleichzeitig: PSSST! aber wo sind meine sachen??? brüllte ich in den saal. vermisst! vermisst! flüsterten sie, vermisst wie schwester benedikta. sie ist fort! und wir wissen nicht, wohin. nun setz dich her, du kannst so lange ihren kartoffelschäldienst übernehmen. und schon drückten sie mir ein messer in die hand. und so sitz ich hier schon seit wochen. und schwester benedikta ist immer noch abgängig.