Sylvia 006Jetzt mach ich einen Kopfsprung. Auch wenn alle Enten doof gucken. Ich werde Schwung nehmen und ins Wasser springen, eiskalt. Früher hatte ich angst vor Kopfsprüngen. Als Kind sprang ich vom Dreimeterbrett ohne Kopfsprung, ich sprang einfach so in das Wasser. Natürlich konnten die meisten einen Kopfsprung – ich nicht. Aber das ist jetzt egal, vergessen. Heute werde ich einen Kopfsprung machen. Mein Element ist das Wasser. Ich tauche ein, ich spüre wie das Wasser meine Haut berührt, durchdringt, wie ich schwebe, mit einigen festen Zügen immer weiter und weiter schwimme. Ich werde Land sehen, nicht nur Eis und Schnee. Ich werde die Sonne sehen wenn ich auftauche, werde die Menschen fröhlich ansehen und ihnen Wasser auf die Füße spritzen. Dann werde ich aus dem Wasser steigen und wieder, ja wieder einen Kopfsprung machen. Und ich fühle wie das Wasser hart ist und dann weich, ich fühle wie das Wasser kalt ist und dann warm. Ich fühle wie ich vorwärts komme, mit jedem Zug. Ich tauche unter, ich tauche auf. Ich atme ein, ich atme aus. Ich tauche in das Wasser und atme aus, ich tauche auf und atme ein. Auf dem Grund des Bodens sehe ich die Fische, wie sie glänzen und Enten und Schwäne deren kleine Füße paddeln und doch schneller sind als ich. Ich gehe aus dem Wasser. Ich mache mich bereit. Ein Kopfsprung ist so einfach.